Textbibel 1899 1Da antwortete Jahwe Hiob aus dem Wettersturm und sprach: 2Wer da verdunkelt Ratschluß mit Worten ohne Einsicht? 3Auf, gürte deine Lenden wie ein Mann; so will ich dich fragen und du belehre mich! 4Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sag an, wenn du Einsicht besitzest? 5Wer hat ihre Maße bestimmt - du weißt es ja! - oder wer hat über sie die Meßschnur gespannt? 6Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein hingeworfen, 7unter dem Jubel der Morgensterne allzumal, als alle Gottessöhne jauchzten? 8Wer verwahrte hinter Thoren das Meer, als es hervorbrach, aus dem Mutterschoß hervorging, 9als ich Gewölk zu seinem Kleide machte und dichte Finsternis zu seinen Windeln? 10als ich ihm seine Grenze ausbrach und Riegel und Thore setzte 11und sprach: "Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter und hier soll sich brechen deiner Wogen Übermut!" 12Hast du je in deinem Leben dem Morgen geboten, dem Frührot seine Stätte angewiesen, 13die Säume der Erde zu fassen, daß die Frevler von ihr abgeschüttelt werden? 14Sie verwandelt sich wie Thon unter dem Siegel; sie stellen sich dar wie ein Gewand. 15Und den Frevlern wird ihr Licht entzogen, und der schon erhobene Arm wird zerschmettert. 16Bist du zu des Meeres Strudeln gelangt und bist du auf dem Grund der Tiefe gewandelt? 17Haben sich dir des Todes Thore aufgethan, und schautest du die Thore des tiefen Dunkels? 18Hast du der Erde Breiten überschaut? Sag an, wenn du das alles weißt! 19Wo doch ist der Weg dahin, wo das Licht wohnt, und die Finsternis, - wo ist doch ihre Stätte, 20daß du sie in ihr Gehege brächtest und die Pfade zu ihrem Hause kenntest? 21Du weißt es, denn damals wurdest du geboren, und deiner Tage Zahl ist groß! 22Bist du zu den Speichern des Schnees gelangt und hast du die Speicher des Hagels erschaut, 23den ich aufgespart habe für die Drangsalszeit, für den Tag der Schlacht und des Kriegs? 24Wo doch ist der Weg dahin, wo das Licht sich teilt, der Ost sich über die Erde verbreitet? 25Wer hat dem Regen Kanäle gespalten und einen Weg dem Wetterstrahl, 26um es regnen zu lassen auf menschenleeres Land, auf die Wüste, in der niemand wohnt, 27um Öde und Wildnis zu sättigen und frischen Graswuchs sprießen zu lassen? 28Hat der Regen einen Vater, oder wer hat die Tautropfen gezeugt? 29Aus wessen Schoße ging das Eis hervor, und des Himmels Reif, wer hat ihn geboren? 30Wie Stein verdichten sich die Wasser, und die Fläche der Flut hält fest zusammen. 31Vermagst du die Bande der Plejaden zu knüpfen oder die Fesseln des Orions zu lösen? 32Führst du die Tierkreisbilder heraus zu ihrer Zeit und leitest du den Bär samt seinen Jungen? 33Kennst du die Gesetze des Himmels oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde? 34Erhebst du zur Wolke deine Stimme, daß Schwall von Wassern dich bedecke? 35Entsendest du Blitze, daß sie hinfahren und zu dir sagen: Hier sind wir? 36Wer hat ins Wolkendunkel Weisheit gelegt oder wer verlieh dem Luftgebilde Verstand? 37Wer zählt die Wolken mit Weisheit ab, und die Krüge des Himmels - wer legt sie um, 38wenn das Erdreich zu Gußwerk zusammenfließt, und die Schollen aneinander kleben? 39Erjagst du für die Löwin Beute und stillst du die Gier der jungen Löwen, 40wenn sie sich in den Lagerstätten ducken, im Dickicht auf der Lauer liegen? 41Wer bereitet dem Raben seine Zehrung, wenn seine Jungen zu Gott schreien, umherirren ohne Nahrung? Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899 Bible Hub |