Psalm 69
Textbibel 1899
1Dem Musikmeister, nach "Lilien". Von David. 2 Hilf mir, o Gott, denn das Wasser geht mir bis an die Seele!

2Ich versinke im tiefen Schlamme, wo kein Grund ist; in Wassertiefen bin ich geraten, und die Flut hat mich überströmt.

3Ich habe mich müde geschrieen, meine Kehle ist ausgedörrt; meine Augen verschmachten vom Harren auf meinen Gott.

4Derer, die mich ohne Ursach hassen, sind mehr, als der Haare auf meinem Haupte; zahlreicher als meine Gebeine sind, die mich grundlos befeinden. Was ich nicht geraubt habe, soll ich erstatten.

5Gott, du kennst meine Thorheit, und meine Verschuldungen sind dir nicht verborgen.

6Laß in mir nicht zu Schanden werden, die auf dich harren, o Herr, Jahwe der Heerscharen; laß in mir nicht beschämt werden, die dich suchen, Gott Israels!

7Denn um deinetwillen trage ich Schmach, bedeckt Schande mein Angesicht.

8Ich bin meinen Brüdern fremd geworden und unbekannt den Söhnen meiner Mutter.

9Denn der Eifer um dein Haus hat mich gefressen, und die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.

10Ich kasteite durch Fasten meine Seele, und das ward mir zur Schmach.

11Ich machte ein härenes Gewand zu meinem Kleid und ward ihnen zum Gespött.

12Es reden über mich, die im Thore sitzen, und das Saitenspiel der Würzweinzecher.

13Ich aber bete zu dir, Jahwe, zur wohlgefälligen Zeit; o Gott, nach deiner großen Gnade erhöre mich mit deiner treuen Hilfe!

14Errette mich aus dem Schlamme, daß ich nicht versinke; laß mich errettet werden von denen, die mich hassen, und aus Wassertiefen!

15Laß die Wasserflut mich nicht überströmen und die Tiefe mich nicht verschlingen, noch den Brunnen seinen Mund über mir schließen.

16Erhöre mich, Jahwe, denn deine Gnade ist köstlich; wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit.

17Und verbirg dein Antlitz nicht vor deinem Knechte; denn mir ist angst: eilend erhöre mich!

18Nahe dich meiner Seele, erlöse sie; um meiner Feinde willen befreie mich!

19Du kennst meine Schmach und Schande und Beschimpfung; alle meine Dränger sind dir bewußt.

20Die Schmach bricht mir das Herz, so daß ich verzweifle; ich wartete auf Mitleid, aber da war keines, und auf Tröster, aber ich fand sie nicht.

21Sie gaben mir Galle zur Speise, und als mich dürstete, tränkten sie mich mit Essig.

22Möge ihr Tisch vor ihnen zur Schlinge und den Sicheren zum Fallstricke werden.

23Mögen ihre Augen sich verfinstern, daß sie nicht sehen, und ihre Hüften laß beständig wanken.

24Gieße deinen Grimm über sie aus, und die Glut deines Zorns erreiche sie.

25Möge ihr Lager wüste werden, und kein Bewohner in ihren Zelten sein.

26Denn, den du selbst geschlagen hast, verfolgen sie und erzählen von dem Schmerze deiner Verwundeten.

27Füge Verschuldung zu ihrer Verschuldung und laß sie nicht zu Gerechtigkeit vor dir gelangen.

28Sie müssen ausgelöscht werden aus dem Buche der Lebendigen und dürfen nicht aufgeschrieben werden mit den Frommen.

29Ich aber bin elend und voller Schmerzen; deine Hilfe, o Gott, wird mich erhöhen.

30Ich will den Namen Gottes durch Lieder preisen und ihn verherrlichen mit Lobgesang.

31Das wird Jahwe besser gefallen als ein Stier, ein Farre mit Hörnern und Klauen.

32Die Gebeugten sehen's, freuen sich; die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf!

33Denn Jahwe hört auf die Armen und verachtet seine Gefangenen nicht.

34Himmel und Erde müssen ihn preisen, das Meer und alles, was sich darin tummelt.

35Denn Gott wird Zion helfen und die Städte Judas aufbauen, und man wird sich daselbst niederlassen und sie in Besitz nehmen.

36Und die Nachkommen seiner Knechte werden sie zum Erbe erhalten, und die seinen Namen lieben, werden darin wohnen.

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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