Matthaeus 22
Textbibel 1899
1Und Jesus hob an und sprach wiederum in Gleichnissen zu ihnen also: 2Das Reich der Himmel gleicht einem Könige, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. 3Und er sandte seine Knechte aus, die Geladenen zur Hochzeit zu holen, und sie wollten nicht kommen. 4Abermals schickte er andere Knechte aus und ließ den Geladenen sagen: sehet, ich habe mein Mahl gerüstet, meine Ochsen und Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit; kommet zur Hochzeit. 5Sie aber achteten es nicht und giengen hin, der eine auf seinen Acker, der andere in sein Gewerbe, 6die übrigen aber griffen seine Knechte, mißhandelten sie und schlugen sie tot. 7Der König aber ward zornig, und schickte seine Heere aus, und brachte diese Mörder um, und ihre Stadt verbrannte er. 8Hierauf sagte er zu seinen Knechten: die Hochzeit ist bereit, die Geladenen aber waren es nicht wert. 9So gehet nun hinaus an die Kreuzwege, und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet. 10Und jene Knechte giengen hinaus auf die Straßen und brachten zusammen, was sie fanden, Schlechte und Gute, und der Hochzeitsaal wurde voll von Gästen.

11Da aber der König hereinkam, die Gäste zu besehen, erblickte er daselbst einen Menschen, der hatte kein Hochzeitkleid an. 12Und er sagt zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen ohne Hochzeitkleid? Er aber verstummte. 13Hierauf sagte der König zu den Aufwärtern: bindet ihm Hände und Füße und werfet ihn hinaus in die Finsternis draußen, dort wird sein Heulen und Zähneknirschen. 14Denn viele sind berufen, wenige aber sind auserwählt.

15Hierauf giengen die Pharisäer hin und beschlossen, ihm mit einem Worte eine Schlinge zu legen. 16Und sie senden ihre Jünger zu ihm mit den Herodianern, die sagen: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und den Weg Gottes in Wahrheit lehrst. Und du kümmerst dich um niemand, denn du siehst keine Person an. 17So sage uns nun, was dünkt dich? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu geben, oder nicht? 18Jesus aber, der ihre Tücke erkannte, sagte: was versuchet ihr mich, ihr Heuchler? 19Zeiget mir die Steuermünze. Sie aber brachten ihm einen Denar. 20Und er sagt zu ihnen: wessen ist dieses Bild und die Aufschrift? 21Sagen sie: des Kaisers. Hierauf sagt er zu ihnen: so gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. 22Und da sie dies hörten, verwunderten sie sich, ließen ihn und giengen davon.

23An jenem Tage traten Sadducäer zu ihm, die da sagen, es gebe keine Auferstehung, und befragten ihn also: 24Meister, Moses hat gesagt: wenn einer ohne Kinder stirbt, so soll sein Bruder die Schwägerin nehmen, und seinem Bruder Samen erwecken. 25Es waren aber bei uns sieben Brüder, und der erste heiratete und starb, und da er keinen Samen hatte, ließ er seine Frau seinem Bruder zurück. 26Ebenso auch der zweite und dritte, bis alle sieben. 27Zuletzt von allen starb die Frau. 28In der Auferstehung nun, wem von den sieben wird die Frau gehören? Sie haben sie ja alle gehabt.

29Jesus aber antwortete ihnen: ihr seid im Irrtum, weil ihr weder die Schriften noch die Macht Gottes versteht, 30denn in der Auferstehung freien sie weder noch lassen sie sich freien, sondern sie sind wie Engel im Himmel. 31In Betreff aber der Auferstehung der Toten, habt ihr denn nicht gelesen, was euch gesagt ist von Gott in dem Wort: 32ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Gott ist nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebendigen. 33Und da es die Massen hörten, wurden sie betroffen über seine Lehre.

34Da aber die Pharisäer hörten, daß er die Sadducäer verstummen gemacht, versammelten sie sich, 35und einer von ihnen, ein Gesetzeskundiger, versuchte ihn mit der Frage: 36Meister, was ist Hauptgebot im Gesetz? 37Er aber sagte zu ihm: du sollst lieben den Herrn deinen Gott mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken. 38Das ist das Hauptgebot ersten Rangs. 39Ein zweites dem ähnliches ist: du sollst lieben deinen Nächsten wie dich selbst. 40An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.

41Da aber die Pharisäer versammelt waren, fragte sie Jesus: 42Was dünket euch von dem Christus? wessen Sohn ist er? Sagen sie zu ihm: Davids. 43Sagt er zu ihnen: wie kann ihn dann David im Geiste Herr nennen in den Worten:

44der Herr sprach zu meinem Herrn: setze dich zu meiner Rechten, bis ich lege deine Feinde unter deine Füße?

45Wenn ihn so David Herr nennt, wie soll er sein Sohn sein? 46Und niemand konnte ihm ein Wort erwidern, noch wagte ihn einer von diesem Tage an weiter zu fragen.

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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