Textbibel 1899 1Hierauf redete Jesus zu den Massen und zu seinen Jüngern
2also: Auf den Stuhl Moses haben sich die Schriftgelehrten und die Pharisäer gesetzt.
3Alles nun, was sie euch sagen, das thut und haltet, aber nach ihren Werken thut nicht; denn sie sagen es und thun es nicht.
4Sie binden aber schwere Lasten und legen sie den Menschen auf die Schulter, sie selbst aber mögen sie nicht mit dem Finger rühren.
5Alle ihre Werke aber thun sie zur Schau vor den Leuten; denn sie machen ihre Gebetszettel breit und die Kleiderquasten lang.
6Sie sind aber auf den ersten Platz bei den Gastmählern aus, und auf die Vordersitze in den Synagogen,
7und die Begrüßungen an den öffentlichen Plätzen, und darauf, sich von den Leuten Rabbi nennen zu lassen.
8Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister, ihr aber seid alle Brüder.
9Und niemand auf der Erde sollt ihr euren Vater nennen, denn einer ist euer Vater, der himmlische.
10Auch Führer sollt ihr euch nicht nennen lassen; denn einer ist euer Führer, der Christus.
11Der größte aber unter euch soll euer Diener sein.
12Wer aber sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden. 13Wehe aber euch, ihr Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr das Reich der Himmel zuschließet vor den Menschen; denn ihr kommt nicht hinein, und laßt auch andere nicht hineinkommen, die hineingehen wollten. 14Wehe euch, ihr Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr die Häuser der Witwen aussauget, und verrichtet lange Gebete zum Schein; ihr werdet nur um so schwerer in's Gericht kommen. 15Wehe euch, ihr Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr Meer und Festland durchstreifet, um einen einzigen Proselyten zu machen; und wird es, so macht ihr aus ihm einen Sohn der Hölle zweimal so arg als ihr. 16Wehe euch, ihr blinde Führer, die ihr sagt: wer beim Tempel schwört, das gilt nichts; wer aber beim Golde des Tempels schwört, der ist verpflichtet. 17Ihr Thoren und Blinde, was ist denn mehr, das Gold oder der Tempel, der das Gold geheiligt hat? 18Ferner: wer beim Altar schwört, das gilt nichts; wer aber bei der Gabe, die darauf ist, schwört, der ist verpflichtet. 19Ihr Blinde, was ist denn mehr, die Gabe, oder der Altar, der die Gabe heiligt? 20Wer denn beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was darauf ist; 21und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der ihn bewohnt. 22Und wer beim Himmel schwört, der schwört beim Throne Gottes und bei dem, der darauf sitzt. 23Wehe euch, ihr Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, ihr verzehntet Münze, Dill und Kümmel, und lasset dahinten das Schwere vom Gesetz, das Recht, die Barmherzigkeit und die Treue. Dieses galt es zu thun und jenes nicht lassen. 24Ihr blinde Führer, die ihr die Mücken seihet, daß Kamel aber verschlucket. 25Wehe euch, ihr Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr Becher und Schüssel auswendig reinigt, inwendig aber sind sie voll von Raub und Unmäßigkeit. 26Du blinder Pharisäer, reinige zuerst was drinnen ist im Becher, damit auch das auswendige rein sei. 27Wehe euch, ihr Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr ähnlich seid getünchten Gräbern, die da von außen anmutig aussehen, inwendig aber sind sie voll von Totenbeinen und lauter Unreinigkeit. 28So habt auch ihr von außen bei den Menschen den Schein von Gerechten, inwendig aber seid ihr voll Heuchelei und Frevel. 29Wehe euch, ihr Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr die Gräber der Propheten aufbaut und die Denkmäler der Gerechten schmückt, 30und saget: wenn wir in den Tagen unsrer Väter gelebt hätten, wir hätten uns nicht mit ihnen des Blutes der Propheten schuldig gemacht. 31So bezeugt ihr doch euch selbst, daß ihr die Söhne der Prophetenmörder seid. 32Nun so machet das Maß eurer Väter voll. 33Ihr Schlangen und Otternbrut, wie wollt ihr fliehen vor dem Gerichte der Hölle? 34Darum: ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und ihr werdet die einen von ihnen töten und kreuzigen, und die andern geißeln in euren Synagogen, und verfolgen von Stadt zu Stadt, 35auf daß über euch komme alles auf der Erde vergossene unschuldige Blut, vom Blute Abels des Gerechten an bis zu dem Blute das Zacharias, des Sohnes Barachias, den ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar. 36Wahrlich, ich sage euch, das alles wird kommen über dieses Geschlecht. 37Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind, wie oft wollte ich deine Kinder versammeln, wie eine Henne ihre Küchlein sammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt. 38Siehe, euer Haus werdet ihr dahin haben, verwaist, 39denn ich sage euch: nimmermehr sollt ihr mich sehen von jetzt an, bis daß ihr saget: gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn. Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899 Bible Hub |