Hiob 13
Textbibel 1899
1Sieh', alles hat mein Auge gesehen, mein Ohr gehört und sich's gemerkt!

2Was ihr wißt, weiß ich auch; ich stehe hinter euch nicht zurück.

3Aber ich will zum Allmächtigen reden und mit Gott zu rechten habe ich Lust.

4Denn wahrlich, ihr seid Lügenschmiede und Flicker von Nichtigem insgesamt.

5O daß ihr doch ganz stille schwiegt, so könnte das als eure Weisheit gelten!

6So hört denn die Rüge meines Mundes und merkt auf die Vorwürfe meiner Lippen.

7Wollt ihr Gott zu Liebe Unrecht reden und ihm zu Liebe Trug reden?

8Wollt ihr für ihn Partei ergreifen oder für Gott streiten?

9Wird es gut ablaufen, wenn er euch erforscht, oder wollt ihr ihn narren, wie man Menschen narrt?

10Nein, strafen, strafen wird er euch, wenn ihr insgeheim Partei ergreift.

11Seine Hoheit wird euch betäuben, und sein Schrecken auf euch fallen.

12Eure Merksprüche sind Aschensprüche, Lehmschanzen sind eure Schanzen.

13Laßt mich in Ruhe, so will ich reden, mag über mich ergehen, was da will.

14Ich will mein Fleisch in meine Zähne nehmen und mein Leben aufs Spiel setzen.

15Er wird mich töten - ich harre seiner; nur will ich meinen Wandel ihm ins Angesicht darlegen.

16Schon das gereicht mir zum Sieg, daß vor sein Angesicht kein Heuchler tritt.

17So hört denn aufmerksam meine Rede, und meine Darlegung dringe zu euren Ohren.

18Wohlan, ich habe den Handel eingeleitet; ich weiß, daß ich Recht behalten werde.

19Wer ist's, der mit mir streiten dürfte? - denn dann wollt' ich schweigen und verscheiden!

20Nur zweierlei thue mir nicht an, dann will ich mich vor deinem Antlitz nicht verbergen:

21Zieh deine Hand von mir zurück und laß deinen Schrecken mich nicht ängstigen;

22dann rufe, so will ich Rede stehn, oder ich will reden, und du entgegne mir!

23Wieviel Vergehungen und Sünden habe ich denn? Meinen Frevel und meine Sünde laß mich wissen!

24Warum verhüllst du dein Antlitz und erachtest mich für deinen Feind?

25Willst du ein verwehtes Blatt aufschrecken und den dürren Halm verfolgen,

26daß du mir Bitteres als Urteil schreibst und mich die Sünden meiner Jugend erben lässest?

27daß du meine Füße in den Block legst und alle meine Wege bewachst und dir einen Kreis um meine Sohlen ziehst?

28Und eben dieser Mann zerfällt wie von Wurmfraß, wie ein Kleid, das die Motte zerfressen hat!

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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