Textbibel 1899 1Hiob antwortete und sprach: 2Ja fürwahr, ihr seid das Volk, und mit euch wird die Weisheit aussterben! 3Ich habe auch Verstand wie ihr: nicht stehe ich hinter euch zurück - und wem wäre dergleichen nicht bewußt! 4Ein Spott des eignen Freundes muß ich sein, - ich, dessen Ruf bei Gott Erhörung fand, ein Spott ich, der Gerechte und Fromme! 5Dem Unglück Verachtung! - so denkt der Sichere - ein Stoß denen, deren Fuß im Wanken ist! 6Wohlbehalten stehn den Räubern ihre Zelte, und sorglos leben, die Gottes Zorn erregen, wer seinen Gott in seiner Faust führt! 7Wahrlich, frage doch nur das Vieh, das wird dich's lehren, und die Vögel des Himmels, die werden dir's verkündigen, 8oder was auf der Erde kriecht, das wird dich's lehren, und die Fische des Meeres werden dir's erzählen. 9Wer erkennte nicht an alledem, daß Jahwes Hand solches gemacht hat, 10in dessen Hand die Seele alles Lebendigen ruht und der Geist jegliches Menschenleibes? 11Prüft nicht das Ohr die Worte, gleichwie der Gaumen die Speise kostet? 12"Bei Ergrauten ist Weisheit, und langes Leben so gut wie Einsicht." 13Bei ihm ist Weisheit und Stärke, sein ist der Rat und die Einsicht! 14Wenn er einreißt, so wird nicht wieder aufgebaut, wen er einkerkert, dem wird nicht mehr aufgethan. 15Wenn er die Wasser hemmt, versiegen sie; läßt er sie los, so wühlen sie die Erde um. 16Bei ihm ist Macht und Bestand, ihm gehört der Irrende und der Verführer. 17Er führt Ratsherren ausgezogen fort und bethört Richter. 18Er löst die Fessel der Könige und schlingt um ihre Hüften einen Strick. 19Er führt Priester ausgezogen fort, und stürzt Längstbestehende, 20entzieht Wohlbewährten die Rede und beraubt Greise des gesunden Urteils. 21Er gießt Verachtung über Edle aus und lockert den Gürtel Gewaltiger. 22Er enthüllt Tiefverborgenes aus Finsternis heraus und zieht tiefes Dunkel an das Licht. 23Er läßt Völker groß werden und stürzt sie ins Verderben, breitet Völker aus und läßt hinweg sie führen. 24Er raubt den Häuptern des Volkes den Verstand und läßt sie irren in unwegsamer Öde. 25Sie tappen in lichtlosem Dunkel, und er läßt sie taumeln wie Trunkene. Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899 Bible Hub |