Apostelgeschichte 16
Textbibel 1899
1Er kam aber auch nach Derbe und nach Lystra. Und siehe, hier war ein Jünger mit Namen Timotheus, der Sohn einer gläubigen Jüdin, aber eines griechischen Vaters, 2der von den Brüdern in Lystra und Ikonium empfohlen wurde. 3Diesen entschloß sich Paulus als Begleiter mitzunehmen; und er nahm ihn und beschnitt ihn um der Juden willen, die in jenen Gegenden waren; denn sie wußten alle, daß sein Vater ein Grieche war. 4Wie sie aber die Städte durchzogen, teilten sie ihnen die von den Aposteln und Ältesten in Jerusalem beschlossenen Satzungen zur Nachachtung mit. 5Die Gemeinden nun befestigten sich im Glauben und nahmen zu an Zahl von Tag zu Tag.

6Sie aber zogen durch das phrygische und galatische Land, da ihnen vom heiligen Geist gewehrt ward, das Wort in Asia zu verkünden. 7Als sie aber gegen Mysia kamen, versuchten sie nach Bithynia zu gehen, und der Geist Jesus Ließ es ihnen nicht zu. 8An Mysia vorüber stiegen sie dann hinab nach Troas. 9Und Paulus hatte bei Nacht ein Gesicht, ein Makedonier stand da und redete ihm also zu: komm herüber nach Makedonia und hilf uns. 10Wie er aber das Gesicht gehabt hatte, trachteten wir sofort nach Makedonia zu gehen, indem wir schlossen, daß uns Gott gerufen, ihnen die frohe Botschaft zu verkünden.

11So fuhren wir denn von Troas ab und hielten gerade auf Samothrake zu, am folgenden Tage aber auf Neapolis, 12und von da auf Philippi, das ist eine Stadt des ersten Bezirks von Makedonia, eine Kolonie. In dieser Stadt aber hielten wir uns einige Tage auf. 13Und am Sabbattage giengen wir zum Thore hinaus am Flusse hin, wo wir annahmen, daß eine Gebetsstätte sei, und setzten uns und redeten zu den Frauen, die da zusammengekommen waren.

14Und eine Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, eine von denen, die zur Furcht Gottes hielten, hörte zu, ihr schloß der Herr das Herz auf, sich der Verkündigung des Paulus zuzuwenden. 15Wie sie sich aber hatte taufen lassen samt ihren Leuten, bat sie: wenn ihr mich als Gläubige des Herrn anerkennt, so tretet in mein Haus und bleibt da; und sie nötigte uns.

16Es geschah aber, da wir zur Gebetsstätte giengen, daß uns eine Magd begegnete die einen wahrsagenden Geist hatte, und ihren Herren durch das Weissagen reichen Verdienst einbrachte. 17diese folgte dem Paulus und uns nach und rief: diese Menschen sind Diener des höchsten Gottes, die euch den Weg des Heiles verkünden. 18Dies setzte sie viele Tage fort. Paulus aber ward ärgerlich, und wandte sich um und sagte zu dem Geiste: ich befehle dir im Namen Jesus Christus von ihr auszugehen; und er gieng aus in derselben Stunde.

19Als aber ihre Herren sahen, daß ihnen die Hoffnung des Erwerbs ausgegangen war, da griffen sie den Paulus und den Silas, und schleppten sie auf den Markt vor das Gericht. 20Und als sie sie den Prätoren vorgeführt, sagten sie: diese Menschen machen Unruhen in unserer Stadt, sie sind Juden, 21und verkünden Bräuche, welche wir als Römer nicht annehmen noch ausüben dürfen.

22Und das Volk stand auch mit wider sie, und die Prätoren ließen ihnen die Kleider herunterreißen und Stockschläge geben, 23und nachdem sie ihnen viele Schläge gegeben, warfen sie sie ins Gefängnis, mit der Weisung an den Gefangenwärter, sie sicher zu hüten; 24der legte sie auf diese Weisung in das innere Gefängnis, und spannte ihnen die Füße ins Holz.

25Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und preisten Gott. Die Gefangenen aber hörten ihnen zu. 26Plötzlich aber kam ein großes Erdbeben, so daß die Grundmauern des Gefängnisses wankten; und mit einem Schlag sprangen alle Thüren auf und allen fielen die Fesseln ab. 27Da aber der Gefangenwärter aufwachte und die Thüren des Gefängnisses offen stehen sah, zog er das Schwert und wollte sich selbst umbringen, in der Meinung, die Gefangenen seien entflohen. 28Paulus aber rief laut: Thue dir kein Leid, wir sind alle da. 29Da forderte er Lichter, sprang hinein, und fiel mit Zittern dem Paulus und Silas zu Füßen, 30und führte sie hinaus und sagte: ihr Herren, was muß ich thun, um gerettet zu werden?

31Sie aber sprachen: glaube an den Herrn Jesus, so wirst du gerettet werden und auch dein Haus. 32Und sie verkündeten ihm das Wort Gottes samt allen in seinem Hause. 33Und er nahm sie zu sich in dieser Nachtstunde und wusch sie von den Schlägen und er wurde sowie alle seine Leute sofort getauft. 34Und er führte sie in seine Wohnung, ließ ihnen den Tisch decken, und jubelte mit seinem ganzen Hause, daß er an Gott glauben gelernt.

35Mit Tagesanbruch aber schickten die Prätoren die Lictoren und ließen ihm sagen: lasse die Leute frei. 36Der Gefangenwärter aber berichtete die Worte an Paulus: die Prätoren haben gesandt, euch freizulassen; so gehet denn hinaus und ziehet im Frieden. 37Paulus aber sagte zu ihnen: Sie haben uns ohne Urteil öffentlich prügeln lassen, die wir römische Bürger sind, und haben uns ins Gefängnis geworfen, und nun weisen sie uns heimlich hinaus? Nicht doch, sondern sie mögen selbst kommen und uns hinausführen. 38Die Lictoren aber meldeten diese Worte den Prätoren. Diese aber gerieten in Furcht, als sie hörten, daß es Römer seien, 39und kamen und sprachen ihnen zu, und führten sie hinaus und baten sie, die Stadt zu verlassen. 40Sie aber verließen das Gefängnis und giengen zu der Lydia, und sahen die Brüder, ermahnten sie und zogen ab.

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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