Hiob 20
Textbibel 1899
1Zophar aus Naama antwortete und sprach:

2Darum antworten mir meine Gedanken, und weil es in mir mächtig stürmt:

3mich beschimpfende Rüge muß ich hören, und der Geist giebt mir Antwort aus meiner Einsicht.

4Kennst du denn nicht die alte Wahrheit - so alt, als Menschen auf der Erde leben, -

5daß der Gottlosen Jubel nicht lange währt, und des Ruchlosen Freude nur einen Augenblick?

6Ob auch sein hoher Mut sich bis zum Himmel erhebt, und sein Haupt bis an die Wolken reicht,

7gleich seinem Kote schwindet er für immer; die ihn sahen, sprechen: Wo ist er?

8Wie ein Traum verfliegt er spurlos und wird verscheucht wie ein Nachtgesicht.

9Das Auge, das ihn geschaut, schaut ihn nicht wieder, und seine Stätte sieht ihn nimmermehr.

10Seine Kinder müssen die Armen begütigen, seine Hände das Gut herausgeben.

11Ist auch sein Gebein voll Jugendkraft, sie muß sich mit ihm in die Erde betten.

12Wenn seinem Munde süß das Böse schmeckt, wenn er es unter seiner Zunge birgt,

13es spart und nicht fahren lassen will und es inmitten seines Gaumens zurückhält:

14seine Speise verwandelt sich in seinen Eingeweiden, - zu Natterngalle in seinem Inneren.

15Hab und Gut verschlang er - er muß es ausspeien: aus seinem Bauche treibt es Gott.

16Natterngift sog er ein, es tötet ihn der Viper Zunge.

17Nicht darf er sich der Bäche freun, der flutenden Ströme von Honig und Dickmilch.

18Heraus giebt er das Erarbeitete, verschluckt es nicht, des eingetauschten Guts wird er nicht froh.

19Denn er schlug Arme nieder, ließ sie liegen - ein Haus riß er an sich, aber er baut es nicht aus.

20Denn er kannte keine Ruhe in seinem Bauche; doch mit dem, woran er hängt, entkommt er nicht.

21Nichts entging seiner Gier, darum hat sein Gut keinen Bestand.

22In der Fülle seines Überflusses wird ihm Angst, die ganze Gewalt des Elends kommt über ihn.

23Da geschieht's: um seinen Bauch zu füllen, entsendet er in ihn seines Zornes Glut und läßt auf ihn regnen in sein Gedärm hinein.

24Flieht er vor der eisernen Rüstung, so durchbohrt ihn der eherne Bogen.

25Er sieht, da kommt's aus dem Rücken, und der blitzende Stahl geht aus seiner Galle - über ihm lagern Schrecken!

26Alles Unglück ist aufgespart seinen Schätzen, ein Feuer verzehrt ihn, das nicht angefacht ward; es weidet ab den Überrest in seinem Zelt.

27Der Himmel deckt seine Schuld auf, und die Erde erhebt sich feindselig wider ihn.

28Ins Elend geht seines Hauses Ertrag, zerrinnendes Wasser an seinem Zornestag.

29Das ist das Los des gottlosen Menschen von seiten Gottes, und das Erbteil das ihm vom Höchsten beschieden ward!

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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