Textbibel 1899 1Ich sage aber so: so lange der Erbe unmündig ist, ist kein Unterschied zwischen ihm und einem Knechte, obwohl ihm alles gehört,
2sondern er ist unter Vormündern und Verwaltern bis zu der vom Vater verordneten Zeit.
3So ist es mit uns: so lange wir unmündig waren, waren wir geknechtet unter die Elemente der Welt.
4Als aber die Erfüllung der Zeit kam, da sandte Gott seinen Sohn, geboren vom Weibe, unter das Gesetz gethan,
5damit er die unter dem Gesetze loskaufe, damit wir die Sohnschaft empfiengen.
6Weil ihr aber Söhne seid, hat Gott den Geist seines Sohnes ausgesandt in unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater.
7So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Sohn. Wenn aber Sohn, dann auch Erbe durch Gott. 8Aber damals, da ihr Gott nicht kanntet, habt ihr den Göttern gedient, die es dem Wesen nach nicht sind. 9Jetzt, da ihr Gott kennt, oder vielmehr von ihm erkannt seid, wie möget ihr wieder umkehren zu den unvermögenden armseligen Elementen, denen ihr wieder von vorne zu dienen Lust habt? 10Tage haltet ihr und Monate, Festzeiten und Jahre? 11Ich fürchte, ich möchte umsonst an euch gearbeitet haben. 12Werdet wie ich; ich bin was ihr seid; Brüder, ich bitte euch. Einst habt ihr mir nichts Leids gethan. 13Vielmehr ihr wisset es, wie ich aus Anlaß leiblicher Schwachheit das erstemal bei euch das Evangelium verkündete, 14da habt ihr die Prüfung, die euch durch mein Fleisch zu Teil ward, nicht mit Geringschätzung und Abscheu erwidert, sondern ihr habt mich wie einen Boten Gottes aufgenommen, wie Christus Jesus. 15Wo ist nun euer Seligkeitsrühmen? kann ich euch doch bezeugen, daß ihr womöglich euch die Augen ausgerissen hättet, sie mir zu geben. 16So bin ich wohl euer Feind geworden, weil ich wahr bin gegen euch? 17O sie eifern nicht im guten um euch; nein, sie möchten euch hinausbannen, damit ihr für sie eifert. 18Der Eifer im guten aber soll allezeit lebendig sein; er soll es nicht blos sein, wenn ich bei euch bin. 19Meine Kinder, um die ich abermals Geburtsschmerzen leide, bis Christus möge in euch Gestalt gewinnen: 20ich möchte wohl jetzt bei euch sein, und es in neuen Tönen versuchen; ich weiß nicht, wie ich es bei euch angreifen muß. 21Sagt mir doch, die ihr unter dem Gesetze sein wollt, hört ihr denn das Gesetz nicht? 22Es steht ja geschrieben: daß Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd, und einen von der Freien. 23Aber der von der Magd war fleischmäßig gezeugt, der von der Freien aber durch die Verheißung. 24Das ist allegorisch gesagt. Es bedeutet die zwei Bündnisse, das eine vom Berge Sinai, das zur Knechtschaft zeugt, das ist Hagar; 25Hagar bedeutet den Berg Sinai in Arabien. Das entspricht dem jetzigen Jerusalem; denn dieses ist in Knechtschaft samt seinen Kindern. 26Das obere Jerusalem aber ist frei, das ist unsere Mutter. 27Denn es steht geschrieben: Freue dich, du unfruchtbare, die nicht gebiert; brich in Jubel aus, die nicht kreist; denn die einsame hat viele Kinder, mehr als die, die einen Mann hat. 28Ihr aber, Brüder, seid nach Isaak Kinder der Verheißung. 29Aber wie damals der nach dem Fleisch Gezeugte den nach dem Geist Gezeugten verfolgte, so auch jetzt. 30Aber was sagt die Schrift? Wirf die Magd hinaus und ihren Sohn, denn der Sohn der Magd soll nicht erben mit dem Sohne der Freien. 31Also, Brüder, wir sind nicht der Magd Kinder, sondern der Freien. Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899 Bible Hub |