Psalm 50
Textbibel 1899
1Ein Psalm Asaphs. Gott, Gott Jahwe, redet und ruft der Erde vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang.

2Aus Zion, der Krone der Schönheit, strahlt Gott auf.

3Unser Gott kommt und schweigt nicht. Verzehrendes Feuer geht vor ihm her, und rings um ihn stürmt es gewaltig.

4Er ruft dem Himmel droben zu und der Erde, damit er sein Volk richte:

5"Versammelt mir meine Frommen, die den Bund mit mir beim Opfer schlossen!"

6Da verkündigte der Himmel seine Gerechtigkeit; denn Gott ist Richter. Sela.

7"Höre, mein Volk, laß mich reden; Israel, laß mich wider dich zeugen: Gott, dein Gott, bin ich!

8"Nicht wegen deiner Opfer will ich dich zur Rede setzen - sind doch deine Brandopfer beständig vor mir!

9"Ich mag nicht Farren aus deinem Hause nehmen, noch Böcke aus deinen Hürden.

10"Denn mein sind alle Tiere des Waldes, das Vieh auf den Bergen mit ihren Tausenden.

11"Ich kenne alle Vögel auf den Bergen, und was sich im Gefilde regt, ist mir bewußt.

12"Wenn mich hungerte, würde ich dir's nicht sagen; denn mein ist der Erdkreis und was ihn füllt.

13"Esse ich etwa das Fleisch von Stieren oder trinke ich das Blut von Böcken?

14"Opfere Gott Dank, so wirst du dem Höchsten deine Gelübde bezahlen!

15"Und rufe mich an am Tage der Not: ich will dich erretten und du sollst mich preisen!"

16Zum Gottlosen aber spricht Gott: "Was hast du meine Satzungen herzuzählen und nimmst meinen Bund in deinen Mund,

17"während du doch Zucht hassest und meine Worte hinter dich wirfst?

18"Wenn du einen Dieb sahst, so liefst du mit ihm und mit Ehebrechern hattest du Gemeinschaft.

19"Du lässest deinen Mund sich frei in Bosheit ergehen, und deine Zunge flicht Betrug.

20"Du sitzest da, redest wider deinen Bruder, bringst Beschimpfung auf den Sohn deiner Mutter.

21"Solches thatest du, und ich schwieg. Da meintest du, ich sei ganz wie du. "Aber ich will dich zur Rechenschaft ziehn und dir's vor Augen stellen!

22"Merkt doch dies, die ihr Gottes vergeßt, daß ich nicht hinwegraffe, ohne daß jemand zu retten vermag.

23"Wer Dank opfert, ehrt mich, und wer unsträflich wandelt, den will ich seine Lust sehen lassen an Gottes Heil!"

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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