Textbibel 1899 1Dem Musikmeister. Von David. Ein Psalm. Jahwe, du erforschest und kennst mich. 2Du weißt mein Sitzen und mein Aufstehen; du verstehst meine Gedanken von ferne. 3Mein Gehen und mein Liegen prüfst du und bist vertraut mit allen meinen Wegen. 4Denn es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Jahwe, nicht schon durchaus kennst. 5Hinten und vorn hast du mich umschlossen und legtest auf mich deine Hand. 6Die Erkenntnis ist mir zu wunderbar, zu hoch - ich werde ihrer nicht mächtig! 7Wohin soll ich gehen vor deinem Geist und wohin fliehen vor deinem Angesicht? 8Stiege ich zum Himmel empor, so bist du dort, und machte ich die Unterwelt zu meinem Lager, du bist da! 9Nähme ich Flügel der Morgenröte, ließe mich nieder am äußersten Ende des Meers, 10auch da würde deine Hand mich führen, deine Rechte mich erfassen. 11Spräche ich: "Eitel Finsternis möge mich bedecken, und zu Nacht werde das Licht um mich her": 12so würde auch die Finsternis für dich nicht finster sein und die Nacht leuchten wie der Tag: die Finsternis ist wie das Licht. 13Denn du hast mein Innerstes geschaffen, wobst mich im Mutterleibe. 14Ich preise dich dafür, daß ich erstaunenswürdig ausgezeichnet bin: wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl. 15Mein Gebein war dir nicht verhohlen, als ich im Verborgenen gemacht, in Erdentiefen gewirkt ward. 16Deine Augen sahen mich, als ich noch ein ungestaltetes Klümpchen war; Tage wurden gebildet und insgesamt in dein Buch geschrieben, als noch keiner von ihnen da war. 17Aber wie schwer sind mir, o Gott, deine Gedanken, wie gewaltig ihre Summen! 18Wollte ich sie zählen, so würden ihrer mehr sein, als der Sandkörner; erwache ich, so bin ich noch bei dir. 19Ach, daß du doch die Gottlosen töten wolltest, Gott, und die Blutgierigen von mir weichen müßten, 20die sich arglistig wider dich empören, die deinen Namen freventlich aussprechen. 21Sollte ich nicht hassen, Jahwe, die dich hassen, und nicht Ekel empfinden an denen, die sich wider dich auflehnen? 22Mit vollendetem Hasse hasse ich sie, als Feinde gelten sie mir. 23Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! 24Und siehe, ob ein Weg, der zu Schmerzen führt, bei mir zu finden sei, und leite mich auf ewigem Wege! Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899 Bible Hub |