Hiob 39
Textbibel 1899
1Weißt du die Zeit, da die Felsgemsen werfen? Beobachtest du der Hirschkühe Kreißen?

2Zählst du die Monde, die sie trächtig gehen, und weißt du die Zeit, wann sie gebären?

3Sie kauern nieder, lassen ihre Jungen durchbrechen, werden rasch ihrer Wehen ledig.

4Ihre Jungen erstarken, wachsen auf im Freien, laufen fort und kehren nicht wieder zurück.

5Wer hat den Wildesel frei gelassen und wer des Wildfangs Bande gelöst,

6dem ich die Wüste zur Behausung gab und die Salzsteppe zur Wohnung?

7Er lacht des Getöses der Stadt; das Lärmen des Treibers hört er nicht.

8Was er auf den Bergen erspäht, ist seine Weide, und allem Grünen spürt er nach.

9Wird dir der Wildochs willig dienen oder wird er an deiner Krippe übernachten?

10Vermagst du den Wildochsen mit dem Leitseil an die Furche zu fesseln oder wird er dir folgend die Thalgründe ackern?

11Verlässest du dich auf ihn, weil seine Kraft so groß, und überlässest du ihm deinen Ernteertrag?

12Traust du ihm zu, daß er deine Saat einbringe und auf deine Tenne sammle?

13Der Straußenhenne Fittich schlägt lustig; ist's fromme Schwinge und Feder?

14Nein! sie überläßt der Erde ihre Eier und brütet sie am Boden aus

15und vergißt, daß ein Fuß sie zerdrücken und das Wild der Steppe sie zertreten kann.

16Sie ist hart gegen ihre Jungen, als gehörten sie ihr nicht; ob umsonst ihre Mühe, das ängstigt sie nicht.

17Denn Gott hat ihr Klugheit versagt und keinen Anteil an Verstand gegeben.

18Zur Zeit, da sie sich emporpeitscht, verlacht sie das Roß und seinen Reiter.

19Giebst du dem Rosse Heldenkraft? Bekleidest du seinen Hals mit flatternder Mähne?

20Machst du es springen wie die Heuschrecke? Sein prächtiges Schnauben, wie furchtbar!

21Es scharrt im Thalgrund und freut sich der Kraft, zieht aus entgegen dem Harnisch.

22Es lacht der Furcht und erschrickt nicht und macht nicht kehrt vor dem Schwert.

23Auf ihm klirrt der Köcher, der blitzende Speer und die Lanze,

24Mit Toben und Ungestüm schlürft es den Boden und hält nicht Stand, wenn die Trompete tönt.

25So oft die Trompete tönt, ruft es: Hui! und wittert den Streit von ferne, der Anführer donnernden Ruf und das Schlachtgeschrei.

26Hebt der Habicht kraft deiner Einsicht die Schwingen, breitet seine Fittiche aus nach Süden hin?

27Oder fliegt auf dein Geheiß der Adler so hoch und baut sein Nest in der Höhe?

28Auf dem Felsen wohnt und horstet er, auf des Felsen Zacke und Hochwacht.

29Von dort erspäht er den Fraß; in weite Ferne blicken seine Augen.

30Und seine Jungen schlürfen Blut, und wo Erschlagene sind, da ist er.

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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