Textbibel 1899 1Stoßt in die Posaune auf dem Zion und schlagt Lärm auf meinem heiligen Berge, daß alle Bewohner des Landes erzittern! Denn der Tag Jahwes kommt, ja er steht nahe bevor. 2Ein Tag der Finsternis und Dunkelheit ist's, ein Tag des Gewölks und der Gewitternacht. Wie Morgengrauen, das sich ausbreitet über die Berge, kommt's, ein zahlreiches und starkes Volk, wie es von Ewigkeit her keins gegeben hat, und wie nachher keines mehr kommen wird bis in die Jahre der fernsten Geschlechter. 3Vor ihm her frißt das Feuer und hinter ihm drein sengt die Flamme. Ist wie Edens Garten das Land vor ihm gewesen, so liegt es hinter ihm als eine wüste Trift, und vor ihm gab es kein Entrinnen! 4Wie Rosse aussehen, so sehen sie aus, und ganz wie Reiter rennen sie. 5Wie Wagen rasseln, hüpfen sie über die Gipfel der Berge, und die Feuerflamme knistert, die die Stoppeln verzehrt, gleich zahlreichem Kriegsvolk, daß zur Schlacht gerüstet ist. 6Vor ihm erzittern alle Völker, verliert jedes Angesicht die Farbe. 7Wie Helden laufen sie, wie geübte Krieger ersteigen sie die Mauern; Mann für Mann zieht jeder seinen Weg und keiner kreuzt die Bahn des andern. 8Keiner stößt sich an seinem Nebenmann, ein jeder zieht geradeaus auf seiner Straße, selbst durch Spieße hindurch stürzen sie unaufhaltsam vorwärts. 9In der Stadt schreiten sie einher, auf der Mauer rennen sie, steigen empor in die Häuser, dringen durch die Fenster ein, den Dieben gleich. 10Vor ihm her erzittert die Erde, erbebt der Himmel; Sonne und Mond verfinstern sich und die Sterne verlieren ihren Glanz. 11Und Jahwe läßt vor seinem Heere her seinen Donner erdröhnen. Denn überaus groß ist seine Kriegsschar, denn gewaltig der Vollstrecker seines Befehls! Ja, groß ist der Tag Jahwes und ganz erschrecklich: wer möchte ihn aushalten! 12Auch jetzt noch, ist der Spruch Jahwes, bekehrt euch zu mir mit ganzem Herzen, mit Fasten und Weinen und Klagen! 13Zerreißt eure Herzen und nicht euere Kleider und bekehrt euch zu Jahwe, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und reich an Huld und läßt sich Unheil gereuen. 14Wer weiß, ob er sich's nicht wiederum gereuen läßt und doch noch eine Segensgabe hinter sich zurückläßt: Speis- und Trankopfer, für Jahwe, euren Gott! 15Stoßt in die Posaune auf dem Zion! Veranstaltet ein heiliges Fasten, beruft zu einer allgemeinen Feier! 16Versammelt die Bürgerschaft, weiht die Gemeinde, holt die Greise herbei, versammelt die Kinder, - auch die, die noch an der Mutterbrust saugen. Es komme der Bräutigam aus seiner Kammer, und die Braut aus ihrem Brautgemach! 17Zwischen der Vorhalle und dem Altar sollen wehklagen die Priester, die Diener Jahwes, und sprechen: Habe Erbarmen, Jahwe, mit deinem Volk, und gieb dein Erbe nicht der Schande preis, daß Heiden über sie herrschen! Warum doch soll man unter den Völkern sagen: Wo ist nun ihr Gott? 18Da wurde Jahwes Eifersucht für sein Land erregt, und er übte Schonung gegen sein Volk. 19Jahwe hob an und sprach zu seinem Volke: Ich werde euch alsbald an Korn, Most und Öl so viel spenden, daß ihr davon gesättigt werden sollt; auch will ich euch nicht mehr zu Schmach unter den Heiden werden lassen. 20Den nordischen Feind werde ich weit weg von euch verjagen und in ein dürres und ödes Land verstoßen, seinen Vortrab in das Ostmeer und seine Nachhut in das Westmeer, daß Gestank von ihm aufsteigen, und Modergeruch von ihm emporsteigen soll; denn er hat ungewöhnliches verübt! 21Sei getrost, o Land, juble und freue dich; denn Jahwe hat Ungewöhnliches getan! 22Seid getrost, ihr Tiere des Feldes; denn es grünen die Auen der Trift, denn die Bäume tragen ihre Frucht: Feigenbaum und Weinstock geben reichen Ertrag. 23Auch ihr Anwohner des Zion, jubelt und freut euch in Jahwe, eurem Gott; denn er spendet euch den Regenguß in rechtem Maß, er sendet euch Regen hernieder, Frühregen und Spätregen für's erste. 24Es füllen sich die Tennen mit Getreide, und die Keltern strömen über von Most und Öl. 25Ich leiste euch vollen Ersatz für die Jahre, die die Heuschrecken, die Fresser, Abschäler und Nager aufgezehrt haben, - mein großes Heer, daß ich gegen euch losließ. 26Ihr sollt reichlich zu essen haben und satt werden und sollt den Namen Jahwes, eures Gottes, preisen, der wunderbar an euch gehandelt hat, und in alle Zukunft soll mein Volk nimmermehr zu Schanden werden. 27Ihr sollt inne werden, daß ich inmitten Israels bin; bin ich doch Jahwe, euer Gott, außerdem es keinen giebt, und in alle Zukunft soll mein Volk nimmermehr zu Schanden werden! 28Darnach aber werde ich über alles Fleisch meinen Geist ausgießen; da werden eure Söhne und eure Töchter prophezeien, eure Greise werden Träume haben und eure Jünglinge Gesichte schauen. 29Sogar über Sklaven und Sklavinnen werde ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen. 30Ich werde Wunderzeichen am Himmel und auf Erden erscheinen lassen: Blut und Feuer und Rauchsäulen. 31Die Sonne wird sich in Finsternis Wandeln und der Mond in Blut vor dem Anbruche des großen und schrecklichen Tages Jahwes. 32Aber ein jeder, der den Namen Jahwes anruft, wird gerettet werden. Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem soll Rettung sein, wie Jahwe gesagt hat, und unter den übrigen für den, den Jahwe beruft. Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899 Bible Hub |