Textbibel 1899 1Während sich nun der Krieg zwischen dem Hause Sauls und dem Hause Davids lange hinzog, wurde David immer mächtiger, das Haus Sauls aber immer schwächer. 2In Hebron wurden David Söhne geboren: sein Erstgeborener war Amnon, von Ahinoam aus Jesreel, 3sein zweiter Kileab, von Abigail, dem Weibe des Karmeliters Nabal, der dritte Absalom, der Sohn Maachas, der Tochter des Königs Thalmai von Gesur, 4der vierte Adonia, der Sohn Haggiths, der fünfte Sephatja, der Sohn Abitals, 5der sechste Jitream, von Davids Weibe Egla. Diese wurden David in Hebron geboren. 6Während nun der Krieg zwischen dem Hause Sauls und dem Hause Davids währte, stand Abner dem Hause Sauls kräftig zur Seite. 7Nun hatte Saul ein Kebsweib, Namens Rizpa, eine Tochter Ajas, gehabt. Da fragte Sauls Sohn Esbaal Abner: Warum bist du zu meines Vaters Kebsweib gegangen? 8Über diese Frage Esbaals erzürnte sich Abner heftig und er rief: Bin ich denn ein judäischer Hundskopf? Heute übe ich Liebesdienste an dem Hause deines Vaters Saul gegenüber seinen eigenen Angehörigen und Freunden und habe dich nicht in Davids Hände geraten lassen - und heute machst du mir Vorwürfe um eines Weibes willen! 9Gott tue Abner dies und das - was Jahwe David zugeschworen hat, werde ich an ihm erfüllen: 10ich werde das Königtum dem Hause Sauls abnehmen, um Davids Thron über Israel und Juda aufzurichten von Dan bis Beerseba! 11Jener vermochte Abner aus Furcht vor ihm kein Wort zu erwidern. 12So schickte denn Abner Gesandte zu David nach Hebron mit der Botschaft: Wem gehört das Land? Damit wollte er sagen: Schließe einen Vertrag mit mir, so werde ich dir Beistand leisten, daß du ganz Israel auf deine Seite bringst! 13Jener gab zur Antwort: Gut, ich schließe einen Vertrag mit dir; nur stelle ich dabei eine Forderung an dich, nämlich: du trittst mir nicht unter die Augen, ohne daß du Sauls Tochter Michal mitbringst, wenn du herkommst, um mir unter die Augen zu treten. 14Aber David schickte Gesandte an Sauls Sohn Esbaal mit der Forderung: Gieb mein Weib Michal heraus, das ich mir um den Preis von hundert Philistervorhäuten gefreit habe! 15Da schickte Esbaal hin und ließ sie ihrem Gatten Paltiel, dem Sohne des Lais, wegnehmen. 16Ihr Gatte gab ihr das Geleite und folgte ihr unter beständigem Weinen bis Bahurim. Hier rief Abner ihn an: Fort! geh heim! Da kehrte er heim. 17Nun hatte Abner mit den Vornehmsten in Israel Verhandlungen gepflogen und ihnen vorgehalten: Schon längst habt ihr David zum König über euch begehrt: 18so führt es denn jetzt aus; denn Jahwe hat David zugesagt: Durch die Hand meines Knechtes David will ich mein Volk Israel aus der Gewalt der Philister und aller ihrer Feinde befreien. 19Ebenso sprach sich Abner gegen die Benjaminiten aus und machte sich außerdem auf den Weg, um David in Hebron die Willensmeinung Israels und des ganzen Stammes Benjamin zu eröffnen. 20Als nun Abner in Begleitung von zwanzig Männern zu David nach Hebron kam, veranstaltete David für Abner und die ihn begleitenden Männer ein Gastmahl. 21Da sprach Abner zu David: Ich will mich auf den Weg machen und um den König, meinen Herrn, das ganze Israel scharen, daß es einen Vertrag mit dir schließt - dann kannst du König sein, soweit als du irgend Lust hast! Darnach entließ David Abner, und er ging unbehelligt hinweg. 22Plötzlich aber kamen Davids Krieger mit Joab von einem Streifzug heim und brachten reiche Beute mit, während Abner schon nicht mehr bei David in Hebron war, sondern jener ihn unbehelligt hatte ziehen lassen. 23Als nun Joab mit der ganzen Truppe, die mit ihm gewesen war, heimkam, hinterbrachte man Joab: Abner, der Sohn Ners, hat den König besucht, und er hat ihn unbehelligt wieder ziehen lassen. 24Da ging Joab zum König und sprach: Was hast du gethan! Also Abner hat dich besucht: warum hast du ihn denn wieder davon ziehen lassen? 25Merkst du nicht, daß Abner, der Sohn Ners, nur gekommen ist, um dich zu hintergehen und dein Thun und Lassen und alles, was du unternimmst, zu erkunden? 26Und als Joab David verlassen hatte, schickte er Abner Boten nach; die holten ihn von Bor Hasira wieder zurück, ohne daß David darum wußte. 27Als nun Abner nach Hebron zurückkam, nahm ihn Joab beiseite in einen Winkel des Thors, um vertraulich mit ihm zu reden, und stach ihn hier in den Leib, daß er starb - zur Rache für das Blut seines Bruders Asahel. 28Als David es nachträglich erfuhr, rief er aus: Ich und mein Königtum sind für immer unschuldig vor Jahwe an dem Blut Abners, des Sohnes Ners! 29Möge es zurückfallen auf das Haupt Joabs und auf seines Vaters ganze Familie, und mögen in Joabs Familie kein Ende nehmen solche, die an Fluß und Aussatz leiden, Leute, die sich auf Krücken stützen, die durchs Schwert fallen oder denen es an Brot fehlt! 30Joab und sein Bruder Abisai hatten nämlich Abner ermordet, weil er ihren Bruder Asahel bei Gibeon im Kampfe getötet hatte. 31Und David gebot Joab und seiner gesamten Umgebung: Zerreißt eure Kleider, gürtet euch härene Gewänder um und geht wehklagend vor Abner her! Der König David aber schritt hinter der Bahre her, 32und als man Abner in Hebron begrub, weinte der König gegen Abners Grab hin laut auf, und die Volksmenge weinte gleichfalls. 33Sodann dichtete der König auf Abner folgendes Klagelied: Mußte Abner den Tod eines Gottlosen sterben: 34Deine Hände waren nicht gebunden, deine Füße nicht in Fesseln geschlagen - wie einer vor Ruchlosen fällt, bist du gefallen! Da weinte die Volksmenge noch mehr um ihn. 35Während es noch Tag war, kam dann die Volksmenge, um David zu nötigen, daß er etwas genieße. Aber David schwur: Gott thue mir dies und das, wenn ich vor Sonnenuntergang Brot oder irgend etwas sonst genieße! 36Als dies die Volksmenge wahrnahm, gefiel es ihr wohl; überhaupt gefiel alles, was der König that, der Volksmenge wohl. 37Damals überzeugte sich die Volksmenge und ganz Israel, daß die Ermordung Abners, des Sohnes Ners, nicht vom König ausgegangen war. 38Auch äußerte der König gegen seine Umgebung: Wisset ihr nicht, daß heute ein Fürst und Großer in Israel gefallen ist? 39Ich aber bin heute, obwohl zum Könige gesalbt, schwach, während diese Leute, die Söhne der Zeruja, in ihrer Gewaltthätigkeit mir überlegen sind! Möge Jahwe dem, der den Frevel begangen hat, seinem Frevel gemäß vergelten! Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899 Bible Hub |