Lukas 22
Textbibel 1899
1Es nahte aber das Fest des Ungesäuerten, welches man Passa nennt, 2und die Hohenpriester und Schriftgelehrten sannen, wie sie ihn umbrächten; denn sie fürchteten sich vor dem Volk.

3Es fuhr aber der Satan in den Judas, der Iskariote genannt, aus der Zahl der Zwölf, 4und er gieng hin und beredete sich mit den Hohenpriestern und Offizieren, wie er ihn an sie ausliefern wolle, 5und sie freuten sich, und machten aus, ihm Geld zu geben. 6Und er sagte es zu, und suchte nach guter Gelegenheit, ihn an sie auszuliefern, abseit des Volks.

7Es kam aber der Tag des Ungesäuerten, an welchem man das Passa opfern mußte, 8und er sandte Petrus und Johannes ab und sagte: gehet hin und richtet uns das Passamahl zu essen. 9Sie aber sagten zu ihm: wo willst du, daß wir es richten sollen? 10Er aber sagte zu ihnen: siehe, beim Eintritt in die Stadt wird euch ein Mensch begegnen, der einen Wasserkrug trägt, dem folget in das Haus in das er eintritt, 11und saget dem Hausherrn im Hause: der Meister läßt dir sagen: wo ist die Herberge, wo ich das Passa mit meinen Jüngern essen möge? 12so wird er euch ein großes teppichbelegtes Oberzimmer zeigen: daselbst richtet es. 13Sie giengen aber hin, und fanden es wie er ihnen gesagt hatte, und richteten das Passa.

14Und als die Stunde kam, setzte er sich nieder, und die Apostel mit ihm. 15Und er sagte zu ihnen: Mich hat es herzlich verlangt dieses Passa mit euch zu essen, bevor ich leide. 16Denn ich sage euch, ich werde es nimmermehr essen, bis es in Erfüllung geht im Reiche Gottes. 17Und er nahm einen Becher, dankte und sprach: nehmet dies und verteilet es unter euch. 18Denn ich sage euch, ich werde von jetzt an nimmermehr trinken vom Gewächse des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt. 19Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und sprach: das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das thut zu meinem Gedächtnis. 20Und den Becher ebenso nach dem Abendessen, und sprach: dieser Becher ist der neue Bund, in meinem Blut, das für euch vergossen wird. 21Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir auf dem Tisch. 22Denn der Sohn des Menschen gehet hin, wie es bestimmt ist; doch wehe dem Menschen, durch den er verraten wird. 23Und sie fiengen an unter sich zu forschen, wer von ihnen es wohl wäre, der das thun sollte.

24Es brach aber auch eine Zänkerei unter ihnen aus darüber, wer von ihnen für den größten zu halten sei. 25Er aber sagte zu ihnen: die Könige der Völker herrschen über sie, und ihre Machthaber lassen sich gnädige Herren nennen. 26Ihr aber nicht also: sondern der größte unter euch sei wie der jüngste, und der Vorsteher wie der, der aufwartet. 27Denn wer ist mehr? der da zu Tische sitzet, oder der aufwartet? nicht: der zu Tische sitzt? ich aber bin in eurer Mitte wie der, der aufwartet.

28Doch ihr seid es, die bei mir in meinen Anfechtungen ausgeharrt haben. 29Und ich vermache euch, wie mir mein Vater vermacht hat das Reich, 30daß ihr essen und trinken möget an meinem Tisch in meinem Reiche, und sitzen auf Stühlen und richten die zwölf Stämme Israels.

31Simon, Simon, siehe der Satan hat sich ausgebeten, euch zu sichten wie den Weizen. 32Ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht ausgehe; und du, wenn du dereinst dich bekehrt, stärke deine Brüder. 33Er aber sagte zu ihm: Herr, mit dir bin ich bereit selbst in Gefangenschaft und Tod zu gehen. 34Er aber sagte: ich sage dir, Petrus, der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal verleugnet hast mich zu kennen.

35Und er sagte zu ihnen: wann ich euch aussandte ohne Beutel und Tasche und Schuhe, habt ihr Mangel an etwas gehabt? Sie aber sagten: an nichts. 36Er aber sagte zu ihnen: aber jetzt, wer einen Beutel hat, nehme ihn, ebenso auch eine Tasche, und wer es nicht hat, der verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert. 37Denn ich sage euch: es muß dies an mir erfüllt werden, was geschrieben steht, nämlich: und er ward unter die Uebelthäter gerechnet; denn was sich auf mich bezieht, geht in Erfüllung. 38Sie aber sagten: Herr, hier sind zwei Schwerter. Er aber sagte zu ihnen: es ist gut.

39Und er gieng hinaus und zog nach Gewohnheit an den Oelberg, es folgten ihm aber auch die Jünger. 40Da er aber zur Stelle gekommen, sagte er zu ihnen: betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet. 41Und er selbst entfernte sich von ihnen etwa einen Steinwurf weit, beugte die Knie und betete 42also: Vater: wenn du möchtest diesen Becher an mir vorüberziehen lassen! doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe. 43Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel, der ihn stärkte. 44Und er rang und betete lange. Und sein Schweiß fiel wie Blutstropfen auf die Erde. 45Und er stand auf vom Gebete, gieng zu seinen Jüngern, und fand sie schlafend vor Betrübnis, 46und sagte zu ihnen: was schlafet ihr? stehet auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet.

47Da er noch sprach, siehe, da erschien eine Menge, und der eine von den Zwölf, mit Namen Judas, gieng ihnen voran, und näherte sich Jesus, ihn zu küssen. 48Jesus aber sagte zu ihm: Judas, mit einem Kusse verrätst du den Sohn des Menschen? 49Da nun seine Umgebung sah, was werden wollte, sagten sie: Herr, sollen wir mit dem Schwert zuschlagen? 50Und einer von ihnen schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters, und hieb ihm das rechte Ohr ab. 51Jesus aber antwortete: lasset es hiebei. Und er rührte das Ohr an und heilte ihn. 52Es sagte aber Jesus zu den Hohenpriestern und Tempeloffizieren und Aeltesten, die auf ihn eindrangen: wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Stöcken! 53Als ich Tag für Tag bei euch im Tempel war, habt ihr die Hand nicht gegen mich ausgestreckt. Aber dies ist eure Stunde und die Gewalt der Finsternis.

54Da sie ihn aber gefangen genommen hatten, führten sie ihn fort, und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von weitem. 55Da sie nun mitten im Hofe ein Feuer anzündeten und zusammen saßen, setzte sich Petrus mitten unter sie. 56Es sah ihn aber eine Magd gegen das Licht sitzen, blickte ihn an und sagte: der war auch mit ihm. 57Er aber leugnete und sprach: ich kenne ihn nicht, Weib. 58Und kurz darauf sah ihn ein anderer und sagte: du gehörst auch zu ihnen; Petrus aber sagte: Mann, ich bins nicht. 59Und nach Verlauf von etwa einer Stunde behauptete ein anderer: in Wahrheit, auch der war mit ihm, ist er doch auch ein Galiläer. 60Petrus aber sagte: Mann, ich weiß nicht, was du meinst. Und alsbald, da er noch sprach, krähte der Hahn. 61Und der Herr kehrte sich um, und sah den Petrus an, und Petrus gedachte des Wortes des Herrn, wie er ihm gesagt hatte: ehe der Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. 62Und er gieng hinaus und weinte bitterlich.

63Und die Männer die ihn festhielten verspotteten ihn, indem sie ihn schlugen 64und zudeckten, und fragten: weissage, wer ists der dich schlug? 65Und noch viele andere Lästerungen redeten sie gegen ihn.

66Und wie es Tag geworden, trat das Presbyterium des Volkes, Hohepriester und Schriftgelehrte, zusammen, und sie führten ihn ab in ihr Synedrium, 67und sagten: wenn du der Christus bist, so sage es uns. Er aber sagte zu ihnen: wenn ich es euch sage, so glaubt ihr nicht. 68Wenn ich aber frage, so antwortet ihr nicht. 69Von nun an aber wird der Sohn des Menschen sein sitzend zur Rechten der Macht Gottes. 70Es sagten aber alle: so bist du der Sohn Gottes? Er aber sagte zu ihnen: ihr saget, daß ich es bin. 71Sie aber sagten: was brauchen wir noch Zeugnis? Haben wir es doch selbst aus seinem Munde gehört.

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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