Textbibel 1899 1Und das Wort Jahwes erging an mich folgendermaßen:
2Du aber, o Menschensohn, willst du richten? ja, willst du richten die Stadt der Blutschuld? So halte ihr denn alle ihre Greuel vor
3und sprich: So spricht der Herr Jahwe: O Stadt, die Blut vergoß in ihrer Mitte, damit ihre Zeit herbeikomme, und sich Götzen anfertigte, um sich zu verunreinigen!
4Durch dein Blut, das du vergossest bist du schuldbeladen und durch deine Götzen, die du anfertigtest, bist du unrein geworden. Und du brachtest es zu hohen Tagen und kamst in deine Jahre; darum mache ich dich zu einer Schmach für die Völker und zu einem Spott für alle Länder.
5Die dir nahe und die dir fern sind werden über dich spotten, die du als Unreine berüchtigt, die du voller Wirrwarr bist. 6Fürwahr, die Fürsten Israels in dir trotzen ein jeder auf seinen Arm, Blut zu vergießen. 7Vater und Mutter achtet man gering in dir, den Fremdling behandelt man gewaltthätig in deiner Mitte, Waisen und Witwen bedrückt man in dir. 8Meine Heiligtümer verachtest du und meine Sabbate entheiligst du. 9Menschen, die verleumden, um dann Blut zu vergießen, sind in dir, und auf den Bergen ißt man bei dir Opferfleisch; Unzucht treibt man in deiner Mitte. 10Des Vaters Scham entblößt man bei dir; die vom Blutgang Unreine schwächt man bei dir. 11Der treibt Greuel mit dem Weibe seines Nächsten, der verunreinigt seine Schwiegertochter durch Unzucht, und der schändet bei dir seine Schwester, die Tochter seines Vaters. 12Bestechung nimmt man bei dir an, um Blut zu vergießen; Wucher und Zins hast du genommen und deinen Nächsten gewaltthätig übervorteilt, mich aber hast du vergessen, ist der Spruch des Herrn Jahwe. 13Aber wahrlich: Ich schlage höhnisch in meine Hand über deinen Gewinn, den du gemacht hast, und über die Blutschuld, die in deiner Mitte ist. 14Wird dein Mut Stand halten, oder werden deine Hände fest bleiben in den Tagen, da ich dich vornehmen werde? Ich, Jahwe, habe es geredet und werde es vollführen. 15Und ich werde dich unter die Völker zerstreuen und dich in die Länder versprengen und deine Unreinheit von dir hinwegtilgen, 16und du sollst entweiht werden vor den Augen der Völker, damit du erkennest, daß ich Jahwe bin. 17Und es erging das Wort Jahwes an mich folgendermaßen: 18Menschensohn, die vom Hause Israel sind für mich zu Schlacken geworden. Insgesamt sind sie wie Erz und Zinn und Eisen und Blei im Schmelzofen; Schlackensilber sind sie geworden. 19Darum spricht der Herr Jahwe also: Weil ihr alle zu Schlacken geworden seid, darum will ich euch nun inmitten Jerusalems zusammenthun. 20Gleichwie man Silber und Erz und Eisen und Blei und Zinn inmitten des Schmelzofens zusammenthut, um Feuer dawider zu entfachen, damit es geschmolzen werde, so werde ich euch zusammenthun in meinem Zorn und meinem Grimm und euch hineinstoßen und euch zum Schmelzen bringen. 21Und ich werde euch versammeln und das Feuer meines Ingrimms wider euch anfachen, daß ihr darin zerschmelzen sollt. 22Wie man Silber schmilzt im Schmelzofen, so sollt ihr darin geschmolzen werden, damit ihr erkennet, daß ich, Jahwe, meinen Grimm über euch ausgeschüttet habe. 23Und es erging das Wort Jahwes an mich folgendermaßen: 24Menschensohn, sprich zu ihm: Du bist ein Land, das nicht beregnet, nicht benetzt ward am Tage des Grolls. 25Die Propheten in ihm haben sich verschworen; wie ein brüllender, räuberischer Löwe fressen sie Menschenleben, nehmen Habe und Kostbarkeiten weg, mehren in ihm die Witwen. 26Seine Priester freveln an meiner Weisung und entweihen meine Heiligtümer; zwischen heilig und gemein machen sie keinen Unterschied und über den Unterschied von unrein und rein geben sie keine Belehrung; vor meinen Sabbaten aber verschließen sie ihre Augen, so daß ich entweiht werde in ihrer Mitte. 27Seine Oberen sind in ihm wie räuberische Wölfe, nur daruf bedacht, Blut zu vergießen und Menschenleben zu vernichten, um Gewinn zu machen. 28Seine Propheten aber streichen ihre Tünche darüber, indem sie Trug schauen und ihnen Lügen wahrsagen und sprechen: "So spricht der Herr, Jahwe!" während doch Jahwe nicht geredet hat. 29Das Volk des Landes übt Gewaltthat und erbeutet Raub, die Geringen und Armen mißhandeln sie und den Fremdling vergewaltigen sie ohne alles Recht. 30Und ich suchte unter ihnen einen, der eine Mauer zöge oder der vor mir für das Land in die Bresche träte, damit ich es nicht zugrunde richte, aber ich fand keinen. 31Da ergoß ich über sie meinen Groll, mit dem Feuer meines Ingrimms machte ich ihnen den Garaus, ihren Wandel gab ich ihnen auf ihren Kopf! ist der Spruch des Herrn Jahwe. Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899 Bible Hub |