Hiob 6

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Job 6 German: Luther (1912)
 

1Hiob antwortete und sprach:

2Wenn man doch meinen Unmut wöge und mein Leiden zugleich in die Waage legte!

3Denn nun ist es schwerer als Sand am Meer; darum gehen meine Worte irre.

4Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir: derselben Gift muß mein Geist trinken, und die Schrecknisse Gottes sind auf mich gerichtet.

5Das Wild schreit nicht, wenn es Gras hat; der Ochse blökt nicht, wenn er sein Futter hat.

6Kann man auch essen, was ungesalzen ist? Oder wer mag kosten das Weiße um den Dotter?

7Was meine Seele widerte anzurühren, das ist meine Speise, mir zum Ekel.

8O, daß meine Bitte geschähe und Gott gäbe mir, was ich hoffe!

9Daß Gott anfinge und zerschlüge mich und ließe seine Hand gehen und zerscheiterte mich!

10So hätte ich nun Trost, und wollte bitten in meiner Krankheit, daß er nur nicht schonte, habe ich doch nicht verleugnet die Reden des Heiligen.

11Was ist meine Kraft, daß ich möge beharren? und welches ist mein Ende, daß meine Seele geduldig sein sollte?

12Ist doch meine Kraft nicht steinern und mein Fleisch nicht ehern. {~}

13Habe ich doch nirgend Hilfe, und mein Vermögen ist dahin.

14Wer Barmherzigkeit seinem Nächsten verweigert, der verläßt des Allmächtigen Furcht.

15Meine Brüder trügen wie ein Bach, wie Wasserströme, die vergehen,

16die trübe sind vom Eis, in die der Schnee sich birgt:

17zur Zeit, wenn sie die Hitze drückt, versiegen sie; wenn es heiß wird, vergehen sie von ihrer Stätte.

18Die Reisezüge gehen ab vom Wege, sie treten aufs Ungebahnte und kommen um;

19die Reisezüge von Thema blicken ihnen nach, die Karawanen von Saba hofften auf sie:

20aber sie wurden zu Schanden über ihrer Hoffnung und mußten sich schämen, als sie dahin kamen.

21So seid ihr jetzt ein Nichts geworden, und weil ihr Jammer sehet, fürchtet ihr euch.

22Habe ich auch gesagt: Bringet her von eurem Vermögen und schenkt mir

23und errettet mich aus der Hand des Feindes und erlöst mich von der Hand der Gewalttätigen?

24Lehret mich, so will ich schweigen; und was ich nicht weiß, darin unterweist mich.

25Warum tadelt ihr rechte Rede? Wer ist unter euch, der sie strafen könnte? {~}

26Gedenket ihr, Worte zu strafen? Aber eines Verzweifelten Rede ist für den Wind.

27Ihr fielet wohl über einen armen Waisen her und grübet eurem Nachbarn Gruben.

28Doch weil ihr habt angehoben, sehet auf mich, ob ich vor euch mit Lügen bestehen werde.

29Antwortet, was recht ist; meine Antwort wird noch recht bleiben.

30Ist denn auf meiner Zunge Unrecht, oder sollte mein Gaumen Böses nicht merken?