2.Samuel 22
Textbibel 1899
1David richtete an Jahwe die Worte dieses Lieds zu der Zeit, als Jahwe ihn aus der Hand aller seiner Feinde und aus der Hand Sauls errettet hatte.

2Er sprach: Jahwe ist mein Fels in meiner Drangsal und der mir Rettung schafft.

3Mein Gott ist mein Hort, bei dem ich Zuflucht suche, mein Schild und mein Heilshorn, meine Burg und meine Zuflucht, mein Befreier, der du von Gewaltthat mich befreist.

4Den Preiswürdigen rufe ich, Jahwe, so werde ich von meinen Feinden befreit.

5Denn umringt hatten mich Wasserwogen, tückische Bäche schreckten mich;

6Bande der Unterwelt umfingen mich, Schlingen des Todes überfielen mich.

7Da mir angst ward, rief ich Jahwe an und zu meinem Gotte schrie ich: Er erhörte aus seinem Palaste meine Stimme und mein Geschrei drang zu seinen Ohren.

8Er blickte her - da wankte die Erde; des Himmels Grundfesten erbebten und schwankten hin und her, weil er ergrimmt war.

9Rauch stieg auf in seiner Nase, und Feuer fraß aus seinem Munde, glühende Kohlen brannten von ihm aus.

10Er neigte den Himmel und ließ sich herab, während Dunkel unter seinen Füßen war.

11Er bestieg einen Kerub und flog dahin und schwebte einher auf den Fittigen des Windes.

12Er umgab sich mit Finsternis als einer Hütte, mit Wasserdunkel, dichte Wolken.

13Vom Glanze vor ihm brachen hervor Hagel und Feuerkohlen;

14es donnerte vom Himmel Jahwe und der Höchste ließ seine Stimme erschallen.

15Er schleuderte Pfeile und zerstreute sie, blitzte Blitze und scheuchte sie.

16Da wurden sichtbar die Betten des Meeres, bloßgelegt die Grundfesten des Erdkreises vor dem Schelten Jahwes, vor dem Schnauben des Odems seiner Nase.

17Er langte herab aus der Höhe, ergriff mich, zog mich aus großen Wassern.

18Er entriß mich meinem starken Feinde, meinen Hassern, weil sie mir zu mächtig waren.

19Sie überfielen mich an meinem Unglückstage, aber Jahwe ward meine Stütze.

20Er führte mich heraus in freien Raum, riß mich heraus, weil er Wohlgefallen an mir hatte.

21Jahwe erweist mir nach meiner Gerechtigkeit, nach der Reinheit meiner Hände vergilt er mir.

22Denn ich hielt inne die Wege Jahwes und frevelte nicht gegen meinen Gott.

23Denn alle seine Rechte sind mir gegenwärtig, und seine Satzungen schob ich nicht beiseite.

24Ich war redlich gegen ihn und hütete mich vor meiner Verschuldung:

25Da vergalt mir Jahwe nach meiner Gerechtigkeit, nach der Reinheit meiner Hände vor seinen Augen.

26Gegen die Liebreichen zeigst du dich liebreich, gegen die Redlichen zeigst du dich redlich,

27gegen den Lauteren zeigst du dich lauter und gegen den Verkehrten zeigst du dich verdreht.

28Und du schaffst Hilfe gedrücktem Volke, aber die Augen aller Hoffärtigen erniedrigst du.

29Denn du bist meine Leuchte, Jahwe, und Jahwe erhellt meine Finsternis.

30Denn durch dich zerbreche ich Mauern, mit meinem Gotte springe ich über Wälle.

31Gottes Weg ist vollkommen! Das Wort Jahwes ist durchläutert: ein Schild ist er allen, die bei ihm Zuflucht suchen.

32Denn wer ist Gott außer Jahwe, und wer ein Hort außer unserem Gott?

33Dem Gott, der mich mit Stärke gürtet und meinen Weg eben macht;

34der meine Füße den Hindinnen gleich macht und mich auf Höhen stellt;

35der meine Hände streiten lehrt, daß meine Arme den ehernen Bogen spannen.

36Und du gabst mir den Schild deines Heils und deine Herablassung machte mich groß.

37Du machtest weiten Raum für meinen Schritt, und meine Knöchel wankten nicht.

38Ich verfolgte meine Feinde und holte sie ein und kehrte nicht um, bis ich sie vernichtet;

39ich vernichtete und zerschmetterte sie, daß sie nicht mehr aufstanden und hinsanken unter meine Füße.

40Du gürtetest mich mit Stärke zum Streit, beugtest meine Widersacher unter mich.

41Du ließest mein Feinde vor mir fliehen; meine Hasser - die rottete ich aus!

42Sie schrieen - aber da war kein Helfer, zu Jahwe - aber er antwortete ihnen nicht.

43Und ich zermalmte sie wie Staub auf dem Boden, wie Gassenkot zertrat ich sie, goß ich sie aus.

44Du errettetest mich aus Völkerfehden, setzest mich zum Haupte der Heiden: Leute, die ich nicht kannte, wurden mir unterthan.

45Aufs Hörensagen gehorchen sie mir, die Söhne der Fremde schmeicheln mir.

46Die Söhne der Fremde schmachten dahin und zittern hervor aus ihren Schlössern.

47Es lebt Jahwe und gepriesen ist mein Hort, und hoch erhaben der Gott, der Fels meines Heils;

48der Gott, der mir Rache gab und die Völker unter mich that,

49der mich herausnahm aus meinen Feinden, und über meine Widersacher erhöhtest du mich. Vor dem Manne voll Gewaltthaten errettetest du mich.

50Darum will ich dich preisen, Jahwe, unter den Heiden und deinem Namen singen,

51der seinem Könige großes Heil verleiht und seinem Gesalbten Huld erweist, David und seinem Samen bis in Ewigkeit!

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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