Textbibel 1899 1Steige herab und setze dich in den Staub, du Jungfrau, Tochter Babel! Setze dich auf die Erde, ohne Thron, du Tochter der Chaldäer! Denn man wird dich ferner nicht mehr nennen die weichliche und verzärtelte: 2Nimm die Mühle und mahle Mehl! Thue den Schleier ab, hebe die Schleppe auf! Entblöße den Schenkel, wate durch Ströme! 3Aufgedeckt soll werden deine Blöße, ja gesehen werden deine Schande! Rache will ich nehmen und keine Fürbitte gelten lassen, spricht 4unser Erlöser - Jahwe der Heerscharen ist sein Name, der Heilige Israels! 5Setze dich schweigend hin und begieb dich in die Finsternis, du Tochter der Chaldäer! Denn man wird dich ferner nicht mehr nennen eine Herrin über Königreiche. 6Ich war erzürnt über mein Volk, entweihte mein Erbe und gab sie dahin in deine Gewalt: nicht schenktest du ihnen Erbarmen; selbst Greisen legtest du auf dein gar schweres Joch. 7Wähntest du doch: Für immer werde ich Herrin sein! so daß du dies nicht zu Herzen nahmst, noch den Ausgang davon bedachtest. 8Nun aber höre dies, du üppige, die so sicher thront, die in ihrem Herzen denkt: Ich bin's, und niemand sonst! Ich werde nicht als Witwe sitzen und nicht Kinderlosigkeit erfahren müssen! 9So soll dich denn dieses beides betreffen plötzlich, an einem Tage: Kinderlosigkeit und Witwenschaft; urplötzlich kommen sie über dich, trotz der Menge deiner Zaubereien, trotz der gar großen Zahl deiner Bannsprüche, 10so daß du in deiner Bosheit dich sicher fühltest, sprachst: Niemand sieht mich! Deine Weisheit und deine Erkenntnis, die hat dich verleitet, so daß du in deinem Herzen dachtest: Ich bin's, und niemand sonst! 11So soll denn Unheil über dich kommen, das du nicht hinwegzuzaubern verstehst, und Verderben soll dich überfallen, das du nicht zu sühnen vermagst, und plötzlich wird Untergang über dich kommen, ohne daß du dich dessen versiehst. 12Tritt doch hin mit deinen Bannsprüchen und mit der Menge deiner Zaubersprüche, mit denen du dich abgemüht hast von Jugend auf: Vielleicht vermagst du etwas auszurichten, vielleicht flößest du Schrecken ein! 13Du hast dich abgearbeitet durch dein vieles Plänemachen: so mögen doch hintreten und dich erretten, die des Himmels kundig sind, die nach den Sternen schauen, die alle Neumonde Kunde geben von dem, was dich betreffen wird! 14Schon sind sie wie Stoppeln geworden, die Feuer versengt hat: Sie werden ihr Leben nicht erretten aus der Gewalt der Flamme; ist's doch keine Kohle, um sich zu wärmen, kein Herdfeuer, um davor zu sitzen. 15So ist es dir ergangen mit denen, um die du dich abgemüht hattest von Jugend auf; die mit dir Handel trieben, sind davongeirrt, ein jeder nach seiner Seite hin, keiner hilft dir. Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899 Bible Hub |