Daniel 1
Textbibel 1899
1Im dritten Jahre der Regierung Jojakims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem und belagerte es. 2Und der Herr gab Jojakim, den König von Juda, und einen Teil der Geräte des Gotteshauses in seine Gewalt, und er verbrachte sie in das Land Sinear in den Tempel seines Gottes; die Geräte aber verbrachte er in die Schatzkammer seines Gottes.

3Darauf befahl der König dem Obersten seiner Kämmerer, Aschpenaz, von den Israeliten und zwar aus der königlichen Familie und aus den Vornehmen 4Knaben herbeizubringen, die ganz ohne jeglichen körperlichen Fehler, von schönem Aussehen, in allem Wissen wohlbewandert, kenntnisreich und einsichtsvoll wären und die Fähigkeit besäßen, im Palaste des Königs zu dienen, und sie in der Schrift und Sprache der Chaldäer zu unterrichten. 5Und der König wies ihnen ihre tägliche Ration von der königlichen Tafel und von dem Weine, den er zu trinken pflegte, an und befahl, sie drei Jahre zu erziehen, damit sie nach Ablauf derselben in den königlichen Dienst träten. 6Unter ihnen befanden sich auch die Judäer Daniel, Hananja, Misael und Asarja; 7der Oberkämmerer aber gab ihnen andere Namen: Daniel nannte er Beltsazar, Hananja Sadrach, Misael Mesach und Asarja Abed-Nego.

8Daniel nahm sich jedoch fest vor, sich nicht durch den Genuß der königlichen Speise und des Weins, von dem der König trank, zu verunreinigen, und erbat sich von dem Oberkämmerer die Erlaubnis, sich nicht verunreinigen zu müssen. 9Gott aber ließ Daniel bei dem Oberkämmerer Huld und Erbarmen finden; 10doch sagte der Oberkämmerer zu Daniel: Ich hege nur die Befürchtung, daß mein Herr, der König, der euch die Speise und das Getränk angewiesen hat, euer Aussehen schmächtiger finden könnte, als das der anderen Knaben eures Alters, und daß dann durch eure Schuld mein Kopf beim Könige verwirkt ist! 11Da sprach Daniel zum Obermundschenk, den der Oberkämmerer über Daniel, Hananja, Misael und Asarja gesetzt hatte: 12Versuche es einmal mit deinen Knechten zehn Tage, daß man uns nur Pflanzenkost zu essen und nur Wasser zu trinken gebe! 13Dann möge unser Aussehen und das Aussehen der Knaben, die von der königlichen Speise essen, deiner Besichtigung unterliegen, und je nach dem du es finden wirst, magst du dann mit deinen Knechten verfahren!

14Da gewährte er ihnen diese Bitte und versuchte es mit ihnen zehn Tage. 15Nach Verlauf von zehn Tagen aber sahen sie besser und wohlbeleibter aus als alle die Knaben, die von der königlichen Speise zu essen pflegten. 16Fortan ließ der Obermundschenk, was ihnen an Speise und Wein bestimmt war, hinwegtragen und gab ihnen Pflanzenkost.

17Diesen vier Knaben verlieh Gott Wissen und Verständnis für jede Art Schrift und Wissenschaft; Daniel aber konnte auch alle Gesichte und Träume verstehen.

18Als nun die Zeit, nach welcher der König sie vorzustellen befohlen hatte, abgelaufen war, stellte sie der Oberkämmerer Nebukadnezar vor. 19Als sich aber der König mit ihnen unterhielt, fand sich unter ihnen allen niemand wie Daniel, Hananja, Misael und Asarja; so traten sie in den königlichen Dienst, 20und in allen Fällen, wo es sich um Weisheit und Einsicht handelte, fand sie der König, so oft er sie befragte, allen Zauberern und Wahrsagern in seinem ganzen Reiche zehnfach überlegen. 21Daniel aber erlebte noch das erste Jahr des Königs Cyrus.

Textbibel des Alten und Neuen Testaments, Emil Kautzsch, Karl Heinrich Weizäcker - 1899

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